Nachrichten
Freiwilligendienste im Sozialen, nicht im Militär

Am 23. Juli hat die Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer das Konzept eines Freiwilligendienstes in der Bundeswehr vorgestellt. Die Notwendigkeit dieses Dienstes ist aus verschiedenen Gründen infrage zu stellen – so meldet sich Michael Zimmermann, Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, zu Wort.
Begründet wird der Dienst mit den Aufgaben des Heimatschutzes, die die Bundeswehr übernimmt. Allerdings ist der Einsatz bei Katastrophen und in den letzten Monaten zur Bewältigung der Coronapandemie nur ein kleiner Teil der Aufgaben der bundesdeutschen Armee. Die eigentlichen Aufgaben liegen in der Verteidigung und im Kampf. Dafür sind sechs Monate Ausbildung vorgesehen.
Bild: Canva Photos Team
„Wenn vom Kitt, der unsere Gesellschaft in schwierigen Zeiten zusammen hält, gesprochen wird, dann baucht es dafür nicht eine Erweiterung der Angebote der Bundeswehr. Die bestehenden Freiwilligendienste, das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), der Bundesfreiwilligendienst (BFD) und die verschiedenen Diensten im Ausland haben sich für den Dienst in der Gesellschaft und für die Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher bewährt. Hier wäre eine finanzielle und strukturelle Aufstockung wünschenswert“, so Zimmermann.
Während Jugendliche in einer Behinderten- oder Altenhilfeeinrichtung 300 € Taschengeld pro Monat erhalten, zahlt die Bundeswehr für einen Freiwilligendienst das Fünffache. Damit sind die Angebote nicht vergleichbar. Auch bezüglich kostenloser Bahntickets für die Fahrten vom Dienst- zum Heimatort sind Bundeswehrangehörige und andere Freiwillige leider noch immer nicht gleichgestellt, gibt Zimmermann zu bedenken.
„Wer in diesem Zusammenhang auch noch ein Pflichtjahr für alle Jugendlichen fordert, sollte überlegen, ob er im Krankenhaus oder im Altenheim von Menschen, die unfreiwillig den Dienst tun, betreut werden will. Auch scheint es schwer vorstellbar, Stellen für so viele Personen zu finden und entsprechende Anleitung vorzuhalten.“
Bisher leisten 80.000 Jugendliche einen Freiwilligendienst, zehnmal so viele verlassen jährlich die allgemeinbildenden Schulen.
Weitere Informationen über: Michael Zimmermann, Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit der Ev. - Luth. Landeskirche Sachsens (Michael.Zimmermann@evlks.de, 0351 4692425)